
02.07.2022–09.07.2022
Der Olga-Korbut-Effekt

Ästhetische Rekonstruktion eines historischen Moments im Frauen-Turnen bei Olympia ‘72
Installation mit täglicher Performance: 2. Juli: 15 und 19 Uhr / 3. Juli: 17.30 und 20.30 Uhr / 4. Juli: 15 Uhr / 5. Juli: 17 Uhr / 6. Juli: 18.30 Uhr / 07. Juli: 18 Uhr / 8. Juli: 17 Uhr / 9. Juli: 16.30 und 19.45 Uhr, Plattform im Olympiasee, Willi-Gebhardt-Ufer
Im Zentrum der Arbeit steht die Frage nach der Sozialisation der weiblichen Physis. Die Turnerin Olga Korbut wurde trotz ihrer sowjetisch-belarussischen Herkunft weltweit als neues Ideal bewundert und zur Identifikationsfigur einer Generation junger Mädchen, die mit den herrschenden Normen sexueller Zuschreibung nicht übereinstimmten. In einem installativen Setting, das Olga Korbuts Performance am Stufenbarren wiederaufleben lässt, spricht eine Schauspielerin in einem extravaganten Monolog Themen an, die mit diesem historischen Sportereignis verbunden sind. Es geht um Sport als performatives Leistungsideal, wobei nicht zuletzt sexuelle Ambivalenzen die Beobachtung des weiblichen Körpers begleiten – als Objekt umkämpfter Leitbilder und Perspektiven.
Olga Korbut wurde ein „Mangel an Weiblichkeit“ vorgeworfen, was sich auch in der schlechteren Wertung niederschlug. Dagegen regte sich deutlicher Widerstand aus dem Publikum. Vor dem Hintergrund einer Olympiastadt, die sich um ein friedlich zukunftsoffenes Erscheinungsbild bemühte, erschienen die Urteile der Kampfrichterinnen erschreckend steif. Für junge Frauen wurde spürbar, dass die Zeit, in der ihre Vorbilder von wertkonservativen Autoritäten bestimmt werden, womöglich vorbei war.
Künstlerisches Konzept: Pia Lanzinger
Schauspielerin: Magdalena Müller
Weitere Mitwirkende: Emily Hehl, FRECK, Michael Hauffen, Nicola Kötterl, Rosanna Marie Pondorf
Mit Unterstützung der Archive von BR, AZ und SZ und dem Erzählcafé Münchner Stadtmuseum